Der Spiekerooger Dreiklang
Kirchen auf der Insel sind keine Museen sondern lebendige Gotteshäuser
Es war eine der guten Ideen, die in der Ökumene wachsen können: auf einer Insel, auf der Menschen vor allem deswegen Urlaub machen, weil sie trotz aller Aktivitäten und Angebote Ruhe ausstrahlt, weil sie einlädt, in der großartigen Natur (seine) innere und äußere Ruhe und Balance wieder zu finden, da bieten die Kirchenräume noch einmal einen ganz eigenen Zugang. Denn Kirchen sind nicht irgendwelche Gebäude, sondern sie haben eine Idee in sich, eine Botschaft durch Architektur und Ausstattung, die auch Menschen berührt, die sich ansonsten vielleicht von Kirchen fernhalten. Und nicht zu vergessen: die Kirchen auf Spiekeroog sind keine Museen, sondern lebendige Räume, in denen sich immer wieder Menschen versammeln – allein oder in einer Feiergemeinschaft – um die alten Worte der Bibel für sich persönlich lebendig zu machen.
Die evangelischen Christen laden mit Beginn der Osterferien bis Ende der Herbstferien – und an Weihnachten und Silvester – zum Gottesdienst in die 1961 fertiggestellte Neue evangelische Kirche ein. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde der Insel zählt knapp 500 Gemeindeglieder. Im Winterhalbjahr bleibt die Alte Inselkirche aus dem Jahr 1696 der Ort für den sonntäglichen Gottesdienst. Hier finden auch die Trauerfeiern vor dem Zug zum Gemeindefriedhof und der Beisetzung statt. Während der Saison gibt es in der Alten Inselkirche mehrere Andachten pro Woche, sonntags wird hier Kindergottesdienst gefeiert. Außerdem ist die älteste Inselkirche Ostfrieslands eine beliebte Stätte für Trauungen. 1970 wurde up de Höcht von Bischof Dr. Brandenburg die katholische Kirche St. Peter im Stil eines großen Zeltes eingeweiht. Im Sommerhalbjahr gibt es hier mit Unterstützung von Kurpastoren Gottesdienste und Messen. St. Peter ist eine Filalkirche der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad in Esens. Auf der Insel leben knapp 50 katholische Christen.
Im Jahr 2005 wurde erstmals die Idee eines spirituellen Weges von Kirche zu Kirche umgesetzt. Die Leitidee war dabei, dass jeweils eine Figur oder ein Gegenstand aus der jeweiligen Kirche die Teilnehmer mitnehmen auf einen Entdeckungsweg, der Menschen die Bedeutung dessen, was in den Kirchen zu finden ist, mitnehmen sollte – keine kunsthistorischen Erklärungen, sondern eine innere Erschließung dessen, wovon der jeweilige Raum spricht, ja erzählt durch seine Form, seine Bilder, seine Ausstattung.
Drei Jahre fand der „Dreiklang“ unter dieser Orientierung statt – und war auch noch einmal ganz besonders, als im dritten Jahr die Rollen getauscht wurden, als der katholische Teil die evangelischen Kirchenräume erschloss und umgekehrt. Eine spannende Geschichte, denn der jeweilige Blick und das Empfinden nährt sich ja doch aus dem, was geprägt hat und theologisch verantwortet wird. So gab es dadurch interessante „Zuwächse“ – für die Teilnehmer, aber auch für die Durchführenden.
Mit dem personellen Wechsel in der Spiekerooger Pfarrstelle zum 1. Dezember 2008 ist der „Dreiklang“ nicht ausgeklungen, sondern geht unter neuem Konzept weiter. Als neue Leitidee wurden fundamentale Fragen nach dem Woher, Warum und Wie des Glaubens, des Glauben-Könnens gestellt, nach der tatsächlichen Relevanz für das persönliche und gesellschaftliche Leben.
Dies sind keine neuen Fragen, sondern Fragen einer jeden Zeit und Generation, die aber immer wieder neue Antworten finden müssen. Der Dreiklang soll dazu helfen und einen, ja drei Räume anbieten. Diese Räume geben Zeugnis, diese Räume lassen Atmosphäre spüren, ein Durchlebt-sein von Menschen , die glauben oder ihren Glauben suchen.
Mehr lässt sich nicht schreiben, mehr lässt sich nur erfahren, begehen – beim „Spiekerooger Dreiklang“. Gehen Sie doch mal mit!
Brigitte Hesse, Regionalstelle Kirche an der Küste